Wir sind bereits bei Teil 3! Nach Teil 1 (Material) und Teil 2 (Strategie und Taktik) kommt der spannendste Teil der Serie “Schon wieder eine lange Liste von Tipps für Skitourenanfänger” – nämlich Tipps zu richtiger Bewegung und Aufstiegstechnik. (Tipps für die Abfahrt gibt’s als Bonustrack in Teil 4.)
An die Ausrüstung gewöhnen
Ein leichter Ski, der ob der Felle nicht zurückrutscht und ein nach hinten beweglicher Skischuh, der fersenfrei in der Bindung hängt, sind eine ungewohnte Erfahrung. Am besten gewöhnt man sich an diese neue Empfindung, in dem man sich in der Ebene ein wenig bewegt. Fuß anheben, Ski hängen lassen und nach links und rechts drehen, Rotation im Stand rund um Skispitze, -mitte und -ende und ähnliche Spielereien bringen Vertrauen in das neue Material. So werden Ski und Schuhe Teil des Ganzen, und man ist nicht als Passagier seines Equipments unterwegs.
Spurbild
Um das ultimative Ziel des entspannten und energiesparenden Dahindackelns (siehe Einleitung in Teil 1) zu erreichen, sollte die Skiführung zweierlei Eigenschaften erfüllen: Parallel bleiben (eine V- oder Entenspur entlarvt dich als Novizen) und Schneekontakt halten (Ski dahinschleifen, nicht anheben).
Kurvenform
Ähnliches gilt beim Kurvengehen. Während der gesamten Richtungsänderung werden die Ski in A-Form geführt, das heißt die Skispitzen zusammen und die Skienden auseinander. Damit gelingt die Kurve stabiler und flüssiger als in V-Form. (Spitzkehren sind Thema für leicht Fortgeschrittene und werden hier nicht behandelt.)
Schrittlänge
Es gibt, abgesehen von unpassenden Schuhen oder einer Liebe zu Fred Astaire-haftem Ausdruckstanz, wenig Gründe für nervös hohe Schrittfrequenz. Die große Schaftrotation moderner Tourenschuhe erlaubt lange, ausfallende Schritte, die erstens für Ruhe und Stabilität beim Gehen sorgen, und zweitens natürlich auch energiesparender sind. Also ruhig den Ski aktiv nach vorne schieben. (Ich verwende beim Führen eine kleine Eselsbrücke, um meinen Schrittrhythmus lang und ruhig zu halten, indem ich bei voller Schrittlänge jeweils die Skispitze des einen Skis am Vorderbacken des anderen Skis orientiere.)
Verwendung der Steighilfe
Tipp: Gar nicht. Viele Einsteigerinnen und Einsteiger tun sich schwer, die Steighilfe nicht zu verwenden (“Ich habe schließlich dafür gezahlt!”). Tatsächlich hat die Steighilfe im moderaten Gelände einer ersten Skitour eher eine Reihe von Nachteilen und keine Vorteile. Instabilität, Unterbrechung des Gehflusses und vor allem keine Möglichkeit für den Quadrizeps in die volle, entspannende Streckung zu kommen. Steighilfe in zu flachem Terrain verwenden ist wie mit gebeugten Knien mit Stöckelschuhen zu gehen. Wem das gefällt, der soll’s gerne machen. Profis sind in freier Wildbahn übrigens selten mit Steighilfe anzutreffen.
Felle
Das Auf- und Abziehen der Felle gehört am Beginn einer Skitourenkarriere zu den mühsamen Minuten des Tages. Glücklicherweise gilt auch hier, je öfter man Felle anbringt und verstaut, desto leichter geht das von der Hand, und nach ein, zwei Saisonen dauert das ganze nur mehr ein paar Sekunden. Ein paar Tipps: Dem Wind den Rücken zukehren. Überlegen, ob man die weit verbreitete Folie zwischen den Fellen wirklich benötigt. Zuhause im Warmen üben.
Für Menschen mit viel Motivation und wenig Skitourenerfahrung (die ja die Zielgruppe dieser Serie sind) bleiben natürlich noch eine Menge Fragen offen: Wie ist das mit der Lawinengefahr? Was brauche ich an Sicherheitsausrüstung? Wie führe ich eine Spitzkehre aus, ohne meine Würde zu verlieren?
Einige dieser Fragen werden in Nachfolgeartikeln beantwortet, oder sind in diesem Blog bereits behandelt worden. Der wahrscheinlich beste Tipp ist, in professioneller Begleitung mit dem Skitourengehen zu beginnen. Dann werden alle hier angeführten Anregungen und noch viel mehr direkt im Schnee in entspannter Stimmung ausprobiert. Macht noch um einiges mehr Spaß als nur darüber zu lesen.
(Geschrieben für Sport Aktiv im September 2021)
Alle Teile dieser Serie
Tipps für den Anfang. Teil 1: Das Material
Tipps für den Anfang. Teil 2: Die Strategie
Bonustrack: Hinaufgehen ist leicht. Hinunterfahren auch.