Nein, der Einstieg in den Skitourensport ist nicht schwer. Ja, je mehr Skitouren man geht, desto leichter fällt es und desto mehr Spaß macht es.
Denn eine grundsätzliche Strategie beim Tourengehen – und zwar egal ob im Anfänger- oder Fortgeschrittenenbereich – ist, sich so wenig wie möglich anzustrengen.
Wie bitte?
Lass mich kurz erläutern. Wenig anstrengen heißt einerseits, die Nerven nicht zu schmeißen (was in eventuell auftretenden “haarigen” Situationen erlaubt, kühle Entscheidungen zu treffen). Andererseits heißt das auch, sich nicht mit unnötigen Bewegungen die Körner zu rauben und Kopf und Körper auszulaugen. Schließlich wollen wir die Berge genießen, ohne laktatdeppert am Hungerast zu hängen. Außerdem sind Skitourengeher tief drinnen ja faule Hunde (ich spreche nur für mich).
Also: Es folgen nun (in vier eigenständigen Artikeln) ein paar Tipps, um den ersten Tag angenehm und entspannt zu gestalten und nicht körperlich erledigt und geistig frustriert nach fünfzig Höhenmetern dem Skitourengehen lautstark auf ewig abzuschwören. Wir beginnen mit Teil 1, dem Material.
Das passende Material fürs Skitourengehen
Die Tourenski
Muss man nicht gleich kaufen, inzwischen kann man in so gut wie jedem Skiverleih des Landes aus einer Selektion moderner Tourenski wählen. Worauf achten? Nicht zu schmal, nicht zu fett. Ideal sind für die ersten Erfahrungen Ski mit einer Mittelbreite von rund 90 Milimetern, die Pinbindung so montiert, dass bei fersenfrei angeschnalltem, hängendem Ski die Spitze langsam nach oben kommt. Das hilft beim Gehen und im speziellen bei der Spitzkehre. Um auszutesten, ob die Bindung richtig montiert ist, reicht es, den Ski mit zwei Fingern an den Pins des Vorderbacken zu halten und zu schauen, was passiert.
Der Tourenschuh
Dass ein Tourenschuh bequem und reibungsfrei sitzen muss, hat sich herumgesprochen (Ausnahme sind Fetischisten, die ihre Füße gerne in Eigenblut baden), ein paar weitere Faktoren zeichnen einen modernen, leichten Tourenschuh aus: Die (Profil-) Sohle ist meist bis zu 2 Zentimeter kürzer als bei einem Pistenschuh, der Rist liegt fest an, der Schaft hat nach vorne und vor allem nach hinten im Gehmodus viel Bewegungsfreiheit. (Der Fischer Travers hat zum Beispiel eine Schaftrotation von 80 Grad. Warum das notwendig ist? Dazu mehr in Teil 3 der Serie, da geht es um die Technik beim Aufstieg.) Reine Tourenschuhe passen in keine herkömmliche Alpinbindung mehr.
Die Stöcke
Für die erste Tour können durchaus die eigenen Pistenstöcke verwendet werden, Voraussetzung ist ein Teller mit genug Durchmesser, um ein Einbrechen im tieferen Schnee zu vermeiden. (Grundsätzlich werden beim Tourengehen in der Länge verstellbare Stöcke (Teleskopstöcke) verwendet – beim Aufstieg meist um einige Zentimeter länger als bei der Abfahrt.)
Die Bekleidung
Das, was Sportmagazine und die Bekleidungsindustrie unter Verwendung hochtechnisch klingender und teilweise neu erfundener Begriffe begeistert propagieren, stimmt in diesem Falle meistens: Gute Outdoorbekleidung ist gut. Das heißt atmungsaktiv, leicht, wind- und wetterfest und lässt dich aussehen wie ein Instagrammodel, das gerade von einer mehrmonatigen Karakorumexpedition zurückkehrt, auch wenn du maximal die Maria-Theresien Straße auf und ab flaniert bist. Solches Tuch ist aber auch sauteuer.
Betreibt man den Tourensport ein bisschen regelmäßiger, zahlt sich eine Investition aus, zu Beginn sollte man auch bei günstiger Gewandung darauf achten, dass man nicht zu feucht, windanfällig und zu warm gekleidet ist.
Soweit zum Material. Im nächsten Text geht’s dann um die richtige Strategie beim Skitourengehen, Teil 3 beschäftigt sich mit der richtigen Bewegung und Technik. Gedanken zum Tourengehen allgemein? Hier.
(Geschrieben für Sport Aktiv im September 2021)
Alle Teile dieser Serie
Tipps für den Anfang. Teil 2: Die Strategie
Tipps für den Anfang. Teil 3: Bewegung und Technik
Bonustrack: Hinaufgehen ist leicht. Hinunterfahren auch.