Nach der ersten Transalp im März des Vorjahres war es jetzt wieder soweit. Vorhang auf für die
Fischer Transalp 2012 – Von Bartgeiern, Geschnetzeltem und einer langen Reise
Auf Ski von St. Moritz bis ins Kleinwalsertal (April 2012)
Die Fischer Head Honchos geizten nicht mit Superlativen. “Die erste Transalp war ein großartiger Erfolg. Wir werden das wiederholen. Ihr werdet die zweite Fischer Transalp planen und führen, und sie wird länger, höher, gewaltiger werden. An die Arbeit!”, donnerte Marketingchef Christian letzten Sommer über uns.
Die Vorbereitung
Wir, also das Die Bergstation Transalp Team Peter Perhab, Stephan Skrobar und Sepp Schweiger, gehorchten wie die kleinen Schulbuben die wir einst waren. Im sonnigen Herbst knieten wir uns in stundenlanges Studium von Karten und Bildbänden, endlose Telefonate und penible Rechnungen. Dann schleuderte der Winter Schneemassen herunter, und wir wählten am Transalp Testtag am Obertauern ein achtköpfiges Team nach Skikönnen und Gruppendynamik aus. Im März besuchten wir einzelne Etappen, um uns Schneebedingungen und Gelände anzusehen.
Mitte April war es soweit. Zu viel Schnee, zu schlechtes Wetter. Wieder stundenlange Telefonate, eine Absage stand im Raum. Letztlich wurden die ersten zwei Etappen, geplant von Sondrio/IT, gekappt und wir brachen am verregneten Sonntag Richtung St. Moritz/CH auf.
Die Tour
Die gesamte Tour gingen neben dem Team noch Fotograf Hannes Kirchner, Fischer Freeski Teamkollegin Melissa Presslaber und Fischer Marketingguru Christian Lutz mit. Schon auf der Busfahrt stellte sich heraus, dass alle Teilnehmer extrem witzig waren, gut zu harmonieren schienen und vor allem der Spaß in den nächsten acht Tagen eine Rolle spielen würde. Das würde sich bewahrheiten. Da wurden, so denken wir, alpine Freundschaften geschlossen.
Nach abendlichem Geschnetzelten (an Spätzle) brachen wir am nächsten Tag bei Plaudereien über Familienhintergründe und Bartgeier (die unsere Reise beobachteten), zur d’Es-cha Hütte auf. Wetter eher schneeig und ungut. Die Hütte ist klein, aus Stein und gemütlich. Die Hüttenleute waren entspannt und das Geschnetzelte wurde mit Püree serviert.
Postkartenwetter am nächsten Morgen, der Schnee glitzerte bis wir auf der Porta d’Es-cha auf Nebel trafen. Und beim ersten Umgang mit Seil und bei leichter Kletterei stellte sich auch heraus, dass die Gruppe nicht nur sympathisch, sondern auch am Berg sehr fit ist. Vorbei am Piz Kesch übern Porchabella Gletscher hinunter und Aufstieg über Sertig Pass auf die Bergüner Furgga. Gefolgt von rund 1000 Höhenmetern feinstem Powder und einem Grinser der erst beim Studium der Schweizer Preisliste in Sertig-Dörfli endete. Das Geschnetzelte am Abend war dafür auch vom Hirsch.
Nach einer denkwürdigen Nacht, in der es gelang, vierzehn Menschen in achtzehn Kubikmeter zu zwängen, stand ein langer Tag an. Übers Tällihorn mit seinen bezaubernden Mundharmonikamelodien bis nach Davos und seinen rustikalen Bahnhöfen. Von einem dieser Bahnhöfe (wir wissen nicht, welcher) flogen wir durch Nebel hinauf auf den Gotschnagrat und durch den Nebel hinunter nach Klosters. Dort kam es Abends zu tumultartigen Szenen, weil der Wirt offensichtlich vergessen hat, zu den Spätzle das Huhn zu schnetzeln.
Der Schneefall der Nacht wich strahlendem Morgenwetter und wir brachen Richtung Silvretta auf. Die Silvretta war bei unserer Planung einer der Knackpunkte. Hier waren gute Sicht und stabile Schneeverhältnisse Voraussetzung, um eine sichere Alpendurchquerung möglich zu machen. Guten Mutes wanderten wir, teils zu Fuß, dann auf Fellen zunächst zwölf Kilometer bis zur Sardasca Alm hinein und dann recht steil durchs Galtürtälli bis zur Silvrettahütte. Die Silvrettahütte ist sehr empfehlenswert, sympathische Hüttenleute und das Geschnetzelte war vom Schwein (Püree).
Auch am nächsten Tag am Weg zum Silvrettapass war das Wetter tadellos kitschig. Erst ab der Fuorcla dal Cunfin (dem Übergang nach Österreich) krallte sich der Nebel gnadenlos an den Ochsentaler Gletscher. Also Safety first am Seil und mit GPS Gerät an Gletscherbrüchen und Gespält vorbei auf die Bielerhöhe. Nass und demoralisiert von Nebel, Regen und – ohne Übertreibung – kilometerlanger Schieberei landeten wir im Paznauntal und fuhren mit dem Bus nach Kappl weiter.
Einem lustigen Abend bei Bestellpizza und Bier in der Kellerstube folgend ging die Sonne am nächsten Tag in bewundernswerter Weise ihrer Arbeit nach und heizte unseren Weg aufs Lattejoch auf. Dennoch: Powder hinunter ins Malfon. Wieder ein Anstieg auf die Rendlscharte. Dort oben hat sich dann so richtig erfrischend etwas wie Feierstimmung und grenzenlos gute Laune breit gemacht. Die hat auf der Fahrt durchs Hintere Rendl nach St.Anton und weiter nach Lech angehalten.
Lech hat dann seinen (nicht unseren, hoffen wir) letzten Saisontag tiefwinterlich eingeläutet. Das hat Bergsteigerikone (es gibt kein passenderes Wort) Hans Kammerlander nicht davon abgehalten, übers ganze Gesicht zu strahlen und uns auf der letzten Etappe zu begleiten. Die führte uns von Lech übern Saloberkopf zum Hochtannberg und weiter übern Hochalppass ins Kleinwalsertal. Zu Beginn noch Null Sicht und dementsprechend schwierige Orientierung, und dann – wie so oft diese letzten Tage – allerfeinste Sonne bei den letzten Powderschwüngen zum Endpunkt der Tour. Der donnernde Marketingchef schnetzelte ruhig an seinem Abschlußschnitzel und allgemeine Zufriedenheit machte sich breit.
Danke für dieses unglaubliche Team, das am Berg einfach Tip Top unterwegs war, und das uns allen viele Momente beschert hat, an die wir uns lange erinnern werden. Danke Brigitte, Andrea, Christina, Melissa, Bernd, Markus, Sepp, Otto, Volker, Hannes und Christian.
(Melissa hat die Reise sehr authentisch nacherzählt, und zwar hier.)
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