Wir bieten hier unserem Bikepartner Bikefex gerne Platz, damit René (der Chef von Bikefex und dementsprechend kompetent am Bike) von einer typischen Bikereise erzählen kann, die wirklich einladend klingt. Viel Spaß beim Lesen.
“Yoga, Biken, Yoga, Eat, Sleep, Repeat … für 4 volle Tage, oder auch mehr. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle der Zeitraum von kurz vor dem Essen, bis zum Schlafengehen. Wenn man sich abends am Tisch wieder erinnert, was man früh morgens auf der Essens-Liste ankreuzte und das Wasser in Strömen im Mund zusammen fließt. Wenn man es kaum erwarten kann, nach einem herbstlichen Traumtag am Bike und entspannten Übungen auf der Matte, endlich dem Knurren in der Magengegend Herr zu werden. Bekanntlich ist ja Hunger der beste Koch, doch hier im Biohotel Gralhof ist der beste Koch immer noch Michael. Und das schmeckt man, bei jedem Bissen. Und bevor der letzte Schluck Gin-Tonic getan ist, freut man sich bereits wieder auf das leckere Frühstück.
Zwischen den erwähnten Mahlzeiten findet sich dann auch noch ein wenig Zeit für’s Mountainbiken. Und wer nicht bis zum Abend warten kann, der schmiert sich beim Frühstück schnell ein Jausenbrot um die lange Durststrecke zu überbrücken. Doch jetzt genug vom Essen, wir sind ja eigentlich zum Arbeiten hier. Neue Strecken erkunden, Fotos knipsen, das Programm überarbeiten und Termine für die kommende Saison fixieren. Und hab ich schon erwähnt, wie lecker das Essen hier ist?
Explosives gefällig?
Wir erweitern unseren Radius und planen nun schon während der Anreise eine Tour zum Aufwärmen ein. Das große Unwetter und der Sturm letztes Jahr hat zahlreiche Bäume gefällt und ganze Bergrücken gerodet. Bis heute dauern hier am Weissensee die mühsamen Aufräumarbeiten an – und bis heute sind Teile der Wander- und Forstwege noch gesperrt. Mit den Wetterkapriolen der letzten Jahre weiß man nie, was einen so erwartet und daher stocken wir unser Repertoire an Strecken ein wenig auf. Eine Alm etwas südlich des Weissensees hat’s uns angetan. Auch wenn ihr Name bist heute nicht flüssig auszusprechen ist, so freuen wir uns riesig, nach 3,5 Stunden Autofahrt endlich Bewegung in die müden Beine zu bringen. Aufgesattelt und los geht’s. Oben angekommen thront eine Alpenvereins-Hütte auf einem kleinen Plateau. Traumlage. Traumwetter. Unglaublich durstig. Als verwöhnter Bergsteiger hofft man, irgendwo die Wirtsleute oder hinter der Hütte einen Brunnen mit kühlen Getränken vorzufinden. Hier setzt man allerdings auf Selbstversorger, eine Kassa oder etwas zum Schlürfen sucht man vergebens. Ein Schild zeigt gen Osten zu einer Quelle. Und nachdem auch unsere Wasserflaschen leer sind, machen wir uns auf die Suche. Wasser gefunden, 3 große Herrenpilze und einen genialen Ausblick in das Tal.
Herzlich Willkommen am Gralhof
Nun aber nichts wie runter, der Magen knurrt und wo wäre wohl der beste Ort, um das Hungergefühl zu befriedigen? Und schon wieder reden wir vom Essen, jetzt aber ab auf den Sattel und gen Tal. Vom Windwurf größtenteils verschont schlängeln wir uns teilweise steil, beizeiten flowig und manchmal etwas technisch bergab. Bike am Auto montiert und ab geht die Post zum See. Bevor wir uns aber über die Leckereien aus der Küche hermachen, erstmal ein wohlverdienter Sprung ins kühle Nass. Ende September und der See hat immer noch angenehme 19°C Wassertemperatur. Glücklich und erfrischt begrüßen uns Cori und Michael vom Gralhof. Man darf uns hier mittlerweile getrost als Stammgäste bezeichnen. Lediglich der eigene Tisch mit Namenstafel aus Holz fehlt noch… kommt Zeit, kommt Rat. Abendessen, na endlich. Jetzt kommt Freude auf. Michael steht selbst in der Küche und zaubert was das Zeug hält. Wir sind täglich auf’s Neue begeistert. Allerdings ist er zeitlich dadurch ein wenig eingeschränkt, und so kann er die Tage nicht mit uns am Bike verbringen. Aber da muss man einfach Opfer bringen – Essen geht vor.
Rund um den See
Das restliche Tagesprogramm ist altbekannt, dennoch schauen wir mal, wie weit die Forstarbeiten gekommen sind und ob all unsere geplanten Touren problemlos befahrbar sind. Mit der Alpen-Perle, einem Hybrid-Boot, geht es erstmal an das einsame Ostufer des Weissensees. Mir ist das einfädeln meines Bikes in den Passagierraum zu mühsam, und schnell hat’s der Kapitän vorne auf den Bug gelegt. Zum Glück hält sich der Wellengang in Grenzen und ich habe größtes Vertrauen in die Steuer-Eigenschaften der Crew. Per Mikrofon werden wir über den Naturpark Weissensee und das Hotel Dolomitenblick aufgeklärt, bevor wir freudig vom Boot springen und Richtung Gipfel kurbeln.
Der Herbst hält hier bereits Einzug, es fehlen zwar die goldenen Lärchen für den letzten Schliff Kitsch, schön ist es dennoch durch die herbstliche Landschaft zu fahren. Von Almhütte zu Almhütte geht es weiter bergwärts bis unter den Gipfel das Latschurs. Das Hochplateau lädt zum Verweilen ein und das Jausenbrot vom Frühstück schmeckt hier heroben gleich noch einmal so lecker.
Ein ewig langer, meist flacher Wanderweg, zieht nun den gesamten Bergrücken entlang bis zur nächsten Alm. Doch wer uns kennt, der weiß, Hunger ist groß und es gibt nur einen Ort wo wir jetzt hin wollen. Vielleicht ist aber der ein oder andere auch vom leckeren Gin-Tonic angetan und hat das Gefühl, wie ein Magnet am Gralhof zu kleben. Bevor es allerdings an die Teller geht, legt uns Hannes, unser Yoga-Lehrer von imagin-abel.com nochmal auf die Matte. Wir hören was von Namaste, Kriegern, Sonnengrüßen und Schlussentspannung. Das ist auch gleich unser Stichwort, ab in die Gaststube.
Käse-Ballast
Auch morgens starten wir erstmal mit einer Portion Yoga. Alle Muskeln aktiviert, fit und halbwegs munter starten wir motiviert in den Tag. Heut geht es an das Südufer des Sees. Auf den um den See befindlichen Almen gibt es zahlreiche regionale Produkte. Sei es der hausgemachte Blaubeerkuchen, die Bio-Produkte oder der auf der Alm hergestellte Käse. Es ist auch nicht das erste Mal, das wir hier unser letztes Erspartes liegen lassen. Und auch wenn der Weiterweg bergauf mit 2 kg Käse im Gepäck alles andere als leicht ist, so ist es dieses große Eck an Kulinarik jeden Höhenmeter wert, geshuttelt zu werden. Oben muss es für die Gipfel-Jause herhalten und bergab sorgt es für den notwendigen Anpressdruck und Grip am Trail.
Trail-Spaß am Lift
Seit 2018 gibt es beim Weissensee-Lift in Techendorf nun 3 Mountainbike-Strecken. Zuvor noch ein Abstecher zur Naggler Alm, Schwarzbeer-Kaiserschmarr’n, danach geht’s gleich mal direkt ab auf den Trail. In zahlreichen Serpentinen schwindeln wir uns bergab Richtung See. Mit diesem Blick wird auch klar, woher der Weissensee seinen Namen hat. Der weiß leuchtende Sand am Ufer löst das Rätsel schnell auf. Mit den gelben Blättern und dem türkis schimmernden Wasser eine traumhafte Kombination.
Wir werfen auch noch einen Blick auf die anderen Trails und sind bis auf ein paar eckige Kurven begeistert. Zwar zieht es uns doch lieber auf Natur-Trails im alpinen Gelände – aber ab und zu ein wenig Bremse loslassen und den Berg runter brettern gefällt auch uns. Eine große Wippe im Übungsgelände hat es uns dann nochmal angetan. Wer schafft es wohl, am Bike balancierend, die Wippe im Gleichgewicht zu halten? Gefühlt vergehen Stunden, so richtig klappen will es aber dann doch nicht. Und war da nicht noch was? Ach ja, Abendessen… Yum. Bis gleich.”
(Anmerkung: Wir haben 2018 einen Blick auf die liftunterstützten Möglichkeiten am Weissensee geworfen. Hier der Artikel dazu.)
Über den Autor
René Sendlhofer-Schag ist Mountainbike-Reiseveranstalter (www.bikefex.at) und Fotograf. Ausgehend von seiner Heimat im Ennstal zieht es ihn regelmäßig in die Berge dieser Welt. Dabei spielt es keine Rolle für ihn ob er zu Fuß, mit Skiern oder dem Bike am Gipfel steht. Hauptsache er kann die zahlreichen Abenteuer gemeinsam mit Familie, seinen zwei Hunden und Freunden erleben.